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Wie wichtig begriffliche Unterscheidungen sind, z. B. zwischen Arbeit und Zusammenarbeit, ist mir jüngst in einem Artikel zum Thema Feelgood-Management aufgefallen. Da ist aus einem (sprachlichen) Missverständnis doch glatt eine neue Berufsgruppe entstanden:

Der/die Feelgood-Managerin

Die gute Seele der Organisation. Ein/e interne/r Eventmanager/in für betriebliche Spaßveranstaltungen. Er oder sie kümmert sich um gemeinsame Yoga-Sessions, Knobelabende und Koch-Events, sorgt dafür, dass der Obstkorb immer prall gefüllt ist und dass es insgesamt einfach schön ist bei der Arbeit. Er oder sie spricht viel, spielt Seelsorger/in und soll dann auch noch aktiv die Unternehmenskultur gestalten. Spätestens hier wird die Absurdität dieser Idee deutlich. Unter dem Strich geht es bei Arbeit eben immer noch um Arbeit. Also echte, wertschöpfende Tätigkeit für einen (zahlenden) Kunden, und nicht um schöner Wohnen.

In Abgrenzung dazu spricht überhaupt gar nichts dagegen, dass Zusammenarbeit Spaß macht und die Kolleginnen und Kollegen gut miteinander umgehen, sich mögen und zum Sport oder Feierabendbier verabreden. Dass es gratis Obst und Wasser gibt und der obligatorische Tischkicker Sammelstelle für launige Sessions ist: alles gut und schön.
Ein angenehmes Betriebsklima jedoch in Form einer extra dafür geschaffenen Stelle institutionalisieren zu wollen schießt meilenweit am Ziel vorbei.
Es folgt einer falschen Logik. Wenn ein angenehmes Betriebsklima herrscht, dann verabreden sich die Kolleg/innen (möglicherweise) zum Feierabendbier oder zum Sport. Nicht andersherum. Die Idee, dies als Organisation aktiv steuern zu wollen, trägt doch ein ganz furchtbares Menschenbild in sich. Frei nach dem Motto: „Ist die Stimmung mies, dann sorgen wir eben dafür, dass unsere Leute endlich mal zur Vernunft kommen und nett zueinander sind.“
Diese Denke seitens Organisationen finde ich höchst übergriffig und unanständig. So, als wären Mitarbeiter unmündige Kinder, die man zu irgendetwas erziehen müsse.

»Mitarbeiter/innen«, also erwachsene Menschen (nur um das noch einmal in Erinnerung zu rufen), bauen Häuser, nehmen Kredite auf, erziehen Kinder, engagieren sich ehrenamtlich und treffen ständig, völlig eigenverantwortlich Entscheidungen, mit deren Konsequenzen sie dann auch umzugehen wissen.
Statt mit Feelgood-Management künstliche Bespaßung zu verordnen, sollten wir anfangen, Mitarbeiter/innen endlich wie mündige Erwachsene zu behandeln.
Ich traue erwachsenen Menschen grundsätzlich zu, selbst entscheiden zu können, ob sie Yoga oder Sport mit ihren Kolleg/innen machen wollen oder nicht. Ob sie nach Feierabend noch »auf ein Bier gehen« oder eben nicht. Verordnen kann man das jedenfalls nicht. Zumindest sollte man das nicht tun. Jedenfalls sind unmotivierte Mitarbeiter durch schöne »Fluchtverhinderungssysteme«, wie es der Autor Reinhard Sprenger treffend auf den Punkt bringt, bestimmt nicht zufriedener mit ihrer eigentlichen Arbeit.

Halten wir einmal fest: Gute Zusammenarbeit entsteht ganz natürlich, wenn Menschen ihre Arbeit als gut erleben. Dafür müssen sie selbstbestimmt und autonom arbeiten dürfen, um echte Probleme zu lösen, an denen sie wachsen können. Arbeit muss sinnvoll, also wert-schöpfend sein. Das allein reicht völlig aus, damit Menschen zufrieden und motiviert arbeiten. Unternehmen sollten sich darum kümmern, die Wertschöpfung nicht zu behindern und Mitarbeiter/innen den Raum lassen, Zusammenarbeit für sich selbst zu gestalten. Wenn dabei herauskommt, dass Kegelabende und Tischkickersessions ausdrücklich von den Mitarbeitern gewünscht sind, dann dürfen Organisationen das gerne unterstützen. Aber bitte erst dann.

– ein Kommentar von Arne Schröder

Am wirksamsten sind persönliche Affirmationen – welche sind für Sie hilfreich?